Der Pakistani Abdul Qadeer Khan rüstete mithilfe von Schweizer Firmen Schwellenländer nuklear auf.

Die Akte Tinner

Drei Häuserblocks vom Weissen Haus entfernt betrieb die CIA eine Tarnfirma, die vorgab, im Nukleartechnologiegeschäft tätig zu sein. Darüber wurden ab 2003 die Fäden einer Geheimoperation gezogen, die Weltgeschichte machte. Ingenieure der Firma näherten sich den drei Schweizern Friedrich, Urs und Marco Tinner.

Ein dreiköpfiges Team unter der Leitung von «Jim», einem versierten Nuklearspezialisten um die fünfzig, trafen sich in einer angemieteten Hotelsuite in Österreich mit den Tinners, die zum Lieferantennetz des pakistanischen Physiker Abdul Qadeer Khan gehörte, der unter anderem Iran und Libyen nuklear aufrüstete.

Urs Tinner, der für eine Khan-Zulieferfirma in Dubai arbeitete, soll noch viel früher von der CIA angeworben worden sein. Die Kooperation der Tinners mit dem CIA führte dazu, dass 2003 im süditalienischen Hafen von Taranto eine für Libyen bestimmte Lieferung mit Teilen für eine Urananreicherungsanlage konfisziert wurden. Die Informationen aus der Schweiz führten schliesslich dazu, dass Libyens Staatschef Moammar al-Khadhafi die Produktion von Massenvernichtungswaffen einstellte.

In einem Artikel des Nachrichtenmagazins Facts wurde die Zusammenarbeit der Familie Tinner mit dem CIA erstmals belegt. Mehrere Bücher und TV-Produktionen beschäftigten sich danach mit der erfolgreichen Geheimdienstoperation.

Der Schweizer Friedrich Tinner war ein wichtiger Geschäftspartner Kahns.


Neben der Familie Tinner haben mehrere Schweizer Unternehmen für das libysche Atomprogramm produziert – wohl, ohne davon zu wissen. Das geht aus den Verfahrensakten zum Fall Tinner hervor. Am 11. November 2004 führten die Schweizer Untersuchungsbehörden in der Churer Maschinenbaufirma Kirag AG eine Razzia durch.

Während die Lieferungen der Familie Tinner in Schwellenländer von der Bundesanwaltschaft in einem aufwändigen Verfahren rekonstruiert wurden, durften die Aktivitäten der CIA, die illegal auch in der Schweiz tätig war, auf Geheiss des Bundesrates nicht untersucht werden.


Die Geschichten

Kick-off für Irans A-Bombe war in Zürich

Sonntagszeitung

13. November 2011

Atom-Affäre: CIA dealte mit Bern

Sonntagszeitung

25. Mai 2008

Atom-Affäre: Riskante Iran-Deals

Sonntagszeitung

01. Juni 2008

Der Spinne ganz nah

Facts 

49/2006


Auf dem Radar der CIA

Facts

10. März 2005


Das Wegsehen hat Tradition

Facts

22. Dezember 2005